
Nach Nicaragua zu reisen fühlt sich ein bisschen an wie eine Zeitreise in die Vergangenheit.
Reisezeit
Januar 2018 – Februar 2018
Route
San Juan del Sur → Moyogalpa (Ometepe Insel) → Granada → Laguna Apoyo → El Tránsito → Leon → Managua
Alle Ursprünge
Es raucht, dampft und brodelt entlag der Vulkankette, die sich durch das Land zieht. Man kann förmlich sehen wie sie entstanden ist.
Auf den Straßen und Wegen sieht man ganz viele Ochsen- und Pferdekarren und das nächst wichtigste Transportmittel ist der ‚Chicken Bus‘, der so heißt weil die Menschen darin unter anderem ihre Hühner (in riesigen Säcken) transportieren.

Zeitreise in die Vergangenheit
Nicaragua und ich, wir hatten nicht den besten Start. Aber dann habe ich mich auf Nicaragua eingelassen.
Es fühlt sich ein bisschen an wie eine Zeitreise in die Vergangenheit, einen Schritt zurück zum Ursprung. Neben den schönen Seiten, die diese Tatsache mit sich bringt, möchte ich dir aber auch die Schattenseiten nicht verheimlichen. Nicaragua ist ein sehr armes Land und obwohl die Iguanas hier unter Schutz stehen nimmt der Bestand immer weiter ab – weil die Leute auf dem Land sie – aus Mangel an Alternativen – verspeisen. Und als ich nach dem Abstieg vom Glockenturm der Iglesia de la Merced in Granada noch kurz dem proppenvollen Gottesdienst lauschte, habe ich es nach ein paar Minuten nicht mehr ausgehalten und bin gegangen, als der Pfarrer mit voller Vehemenz predigte, dass sowohl Abtreibungen als auch Homosexualität schlecht seien (das stehe in der Bibel). Es gibt in Nicaragua zwar offiziell eine Schulpflicht, aber viele Kinder müssen arbeiten um ihre Familien finanziell zu unterstützen und lernen nie lesen und schreiben. Ich habe viele Bettlerkinder gesehen, die Einheimischen haben mir allerdings dringend abgeraten ihnen Essen zu geben. Vielleicht, damit sie irgendwann einen Weg raus aus dem Teufelskreis finden – ich hoffe es.




Der Heiratsantrag
Als westlicher Tourist symbolisiert man vielleicht manchmal das ein oder andere Ideal – man ist finanziell abgesichert, lebt in einem stabilen und sicheren Land und hat keine Probleme (so zumindest von manchen die Annahme). Vielleicht war das auch der Grund, dass ein Nica, mit dem ich mich seit etwa 5 Minuten auf einer Hostelparty unterhalten habe, erklärte, dass er schon immer mal eine Deutsche heiraten wollte (da ich gerade da und Deutsche war in dem Fall mich) und mit mir hinreisen wird wohin ich will. Ich wurde in den Städten auf der Straße von den Männern wahnsinnig viel angestarrt, mir wurde hinterhergepfiffen und es wurden mir Küsse zugeworfen. Lateinamerika ist und bleibt manchmal einfach eine Macho Kultur – ignorieren und weiterlaufen.

Kulinarik & Marktleben
Aber wo Schatten ist, da ist auch Licht – und Nicaragua ist ein sehr spannendes Land, wo man aus dem Staunen gar nicht mehr rauskommt. Viele Bauern bewirtschaften ihr Land mit Ochsen und Pferden und auf den Straßen begegnet man noch vielen Kutschen (Blechkarren mit 2 Reifen). Die meisten Taxis sind Fahrradtaxis. Viele Verkäuferinnen und Verkäufer schieben ihre Wägen mit Glöckchen durch die Straßen oder balancieren ihre Ware (wie etwa Wassermelonen-Schnitze) auf dem Kopf.
Statt die Einkäufe in große Supermarktketten zu verlagern, gibt es hier noch die richtig großen und spannenden Märkte, auf denen man über Obst und Gemüse, Haushaltswaren und anderem Klimbim so ziemlich alles kaufen kann. Und sein Verhandlungsgeschickt an den Tag legen muss! Auf dem Markt in Granada gibt es unter anderem auch Essensstände und dort habe ich das landestypische Vigorón probiert (frittierte Schweinehaut, Tortilla, Salat und Gallo Pinto). Die Zutaten werden aus einem Sammelsurium an verschiedenen Plastikschüsseln serviert, die ganz klar von zu Hause mitgebracht wurden – also nichts mit modernen Küchen oder Hygienevorschriften… Aber es ist alles mit Liebe selbstgemacht und obwohl ich sehr skeptisch war (ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich finde frittierte Schweinehaut klingt jetzt nicht ganz so appetitlich), war das Essen super lecker (und ich habe es ganz wunderbar vertragen)!
Ich kann dir nur raten, dich beim Essen in Nicaragua auf ein paar Experimente einzulassen – die Nicas wissen was sie tun. Als ich einmal in einem Restaurant etwas unsicher war einen Fisch in Knoblauchsauce zu bestellen, meinte der Kellner kurzerhand, dass ich nicht zu zahlen bräuchte wenn es nicht schmeckt (ich war versucht zu testen ob er Wort halten würde, aber es war unheimlich lecker und ich habe ohne zu zögern gezahlt).

Fazit: ¡Hablen entre ustedes!
Das Leben ist hier etwas langsamer und entschleunigt – vielleicht liegt es auch daran, dass viele Orte kein WLAN haben oder es ganz bewusst nur für einen kurzen Zeitraum am Tag einschalten. Das Motto hier lautet: „¡Hablen entre ustedes!“, was so viel heißt wie „unterhaltet euch miteinander!“. Den Menschen hier ist eine Verbindung miteinander wichtig und sie sind ehrlich interessiert an dem Leben der anderen, was sich unter anderem in selbstverständlicher Hilfsbereitschaft widerspiegelt.
Und auch das Reisen ist etwas langsamer. Es gibt kein strukturiertes und ausgeklügeltes Bussystem und obwohl ich als Deutsche davon anfangs etwas überfordert war (keine Abfahrts- oder Ankunftszeiten, keine Busbahnhöfe oder überhaupt erkennbare Bushaltestellen), bin ich ein Riesenfan davon geworden und ziehe inzwischen kein Bussystem jedem noch so guten System vor. Es ist nicht so wie in Deutschland, wo der Bus nur an dedizierten Haltestellen Passagiere aufnehmen oder absetzten kann, hier kann man einfach immer und überall einen Bus anhalten. Man kann damit bis zu jeder beliebigen Kreuzung fahren, aussteigen und dann wieder auf den nächsten Bus warten.
Die meisten Busse hier sind die sogenannten Chicken Busses, ausrangierte amerikanische Schulbusse, die bunt und oft mit religiösen Sprüchen bemalt sind, in denen eigentlich immer laute lateinamerikanische Musik läuft und wo ein unglaublicher Trubel herrscht, inklusive fliegenden Verkäufern, die neben Essen und Getränken oft Haarprodukte, Ladekabel oder andere nötige und unnötige Dinge verkaufen, und jeder hilft sich gegenseitig beim Ein- oder Aussteigen und versucht möglichst viel Platz zu machen, wenn wieder jemand einen Sack mit Hühnern mit an Bord bringt.

Dieser Blogartikel ist ein Auszug aus meinem (noch unveröffentlichten) Buch: Die 6 Herzen der Wanderlust: ¡Hola, Latinoamérica!
Highlight
Von A nach B kommen
- Der Chicken Bus: ein reges Kommen und Gehen, Transport sämtlicher Lebewesen (Menschen und Tiere!), Trubel ohne Ende während der „Busmanager“ den Überblick und das Geld fest im Griff behält
- Das Stundenlange Warten an verlassenen Straßenkreuzungen in der Hoffnung dass ein Bus auftaucht
Länder
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