Herbstfarben beim Aussichtspunkt El Británico im Torres del Paine Nationalpark

Let’s wander where you can lose and find yourself.

Reisezeit

März 2018 – April 2018

Route

Punto Arenas → Puerto Natales → Torres del Paine W-Trek → Puerto Natales → El Calafate → El Chaltén → Río Tranquilo → Cohaique → Puyuhuapi → Futaleufú → El Bolsón → Bariloche

Entschleunigung

Ob man will oder nicht,
man wird entschleunigt.

Lässt sich treiben.

Schaltet einen Gang zurück.

Konzentriert sich auf den Weg,
nicht das Ziel.

Und entdeckt dabei Unerwartetes und Wunderbares.

Naturgewalt

Patagonien ist für mich Abenteuer, Abgeschiedenheit, Ruhe, Weite, Naturgewalt und Stille. Dort gibst du die Kontrolle ab – du musst dich fügen: allem voran dem Wetter, dem Rythmus, den Busfahrplänen oder den Autofahrern (wenn es denn mal welche gibt). Du musst einfach darauf vertrauen, dass die Wolken aufreissen, du schon irgendwie weiter kommst und die löchrige Hängebrücke hält. Und Geduld mitbringen – oder hier erlernen.

Ich war tief beeindruckt so sehr von der Natur umgeben zu sein, die hier all ihre Macht demonstriert. Anfangs war es mir etwas ungeheuer wenn ich auf dem W-Trek einen knackenden Donnerhall hörte. Bis mir klar wurde, dass Teile des Gletschers abbrachen. Am Perito Moreno saß ich stundenlang einfach nur da und habe den Geräuschen der Natur gelauscht. Dieses Knacken, Donnern und dann das Platschen, welches die Stille durchschneidet. Und war so fasziniert von diesem Naturspektakel, dass ich einfach nicht auf den Auflöser meiner Kamera drückte als das Eisstück abbrach, obwohl ich die Kamera perfekt darauf ausgerichtet hatte. Zu gefangen war ich in diesem so beeindruckenden Moment, dass ich ihn nicht durch die Linse erleben wollte. Ich wollte ganz bewusst im Hier und Jetzt sein, alles intensiv mit all meinen Sinnen erleben.

Gedanken schweifen lassen

Es ist der perfekte Ort um seine Gedanken schweifen zu lassen. Offline zu sein. Präsent zu sein. Es ist einer der Orte, wo ich trotz Kälte nicht anders konnte, als mich einige Minuten (auf meiner Drybag als Kälteschutz) hinzusetzen und aufzuschreiben, was mir gerade durch den Kopf ging. Die Abgeschiedenheit und ja vielleicht auch Einsamkeit, die Ruhe, diese unglaubliche Landschaft, das alles hat bei mir so viel ausgelöst. Mir Klarheit gegeben. Und einen Teil dieser Gedanken würde ich gerne mit dir teilen.

#1: Einsamkeit und Zweisamkeit

„It worries me a little bit how much I like the solitude – I absolutely enjoy being alone. Out here, alone in the autumn cold. In the nothingness, away from everything. I always thought I was a peoples‘ person and I truly enjoy meeting new people, but I wonder if I keep them all at a distance. You tend to like people more and faster when you are traveling alone, but you also get very used to saying goodbye and never seeing each other again. With some you keep in touch, with some you like having the option of doing so and of some you don’t even know the name.“

Deutsche Übersetzung

„Es macht mir manchmal etwas Sorgen wie sehr ich die Einsamkeit mag – ich genieße es total alleine zu sein. Hier draußen, in der Herbstkälte. Im Niemandsland, weg von allem. Ich dachte immer, dass ich ein „Menschen-Mensch“ bin, und ich liebe es neue Leute kennenzulernen, aber ich frage mich, ob ich alle auf Distanz halte. Wenn man alleine reist, neigt man dazu Menschen mehr und schneller zu mögen, aber man gewöhnt sich auch sehr an das Abschiednehmen und daran sich nie mehr wiederzusehen. Mit manchen bleibt man in Kontakt, mit anderen hält man sich die Option offen es zu tun, und von manchen kennt man noch nicht einmal den Namen.“

„Und dann ist da der Zwiespalt zwischen Einsamkeit und Zweisamkeit. Es ist schön zu sehen wie Partner ihre Reise und Erlebnisse teilen und es ist durchaus etwas was mir manchmal fehlt. Aber alleine bin ich mehr ich. Warum ist das so? Wieso fühle ich mich so viel freier? Liegt es an meinen Erwartungen, die nicht erfüllbar sind? Besonders auch die an mich selber, weswegen ich es so absolut genieße alleine unterwegs zu sein und in den Tag reinzuleben?“

#2: Über das Umkehren

Wenn du länger reist, erlebst du auf der einen Seite immer neue Orte und lernst immer neue Menschen kennen. Auf der anderen Seite lässt du viele Orte und Menschen zurück. Aber wer sagt, dass du immer nur weiterreisen musst? Du könntest auch zurückreisen, wenn du feststellst, dass es dich zurückzieht. Die Entscheidung liegt bei dir.

„The main question is: when should you go back and when should you just let it go? Because going back costs time and energy and you might not even find what you’re looking for anymore. But if you don’t go back and check, will you always have the uncertainty gnawing at you that you possibly might have? On the one hand it would feel good to have gone back – you tried it anyways – on the other hand you spent time and energy you could have used on something else.

And then again this little unconscious feeling of anger, because it didn’t work out as planned. And that after deciding to not make plans anymore. What if – we threw all plans and expectations over board? Would we be happier? So far I don’t miss a stable life or a fix point one tiny bit. I don’t mind packing up and moving on every one or two days (I still don’t like packing, but it’s part of the deal). But – I ask myself – will I miss the mental challenges? After 4 days of hiking, why do I not feel entirely exhausted?“

Deutsche Übersetzung

„Die Hauptfrage ist: wann solltest du an einen Ort zurückkehren und wann solltest du einfach loslassen? Umzukehren kostet Zeit und Energie und vielleicht findest du gar nicht mehr was du dort suchst oder vorzufinden hoffst. Aber wenn du nicht umkehrst und nachschaust, wirst du immer diese Ungewissenheit an dir nagen haben, dass vielleicht doch? Einerseits wird es sich gut anfühlen, dass du umgekehrt bist – dann hast du es immerhin versucht – andererseits hast du Zeit und Energie aufgewandt, die du auch für etwas anderes hättest nutzen können.

Und dann ist da dieses leise unterbewusste Gefühl von Unmut, da es nicht so gekommen ist wie geplant. Und das, nachdem du entschieden hast keine Pläne mehr zu machen. Was wäre wenn – wir alle Pläne und Erwartungen über Bord werfen würden? Bis jetzt vermisse ich ein stabiles Leben oder einen Fixpunkt kein kleines bisschen. Es macht mir nichts aus, jeden oder jeden zweiten Tag alles zusammenzupacken und weiterzuziehen (ich packe immer noch nicht gerne, aber das ist nunmal ein Teil des Ganzen). Aber – ich frage mich – werde ich die mentalen Herausforderungen vermissen? Und wieso fühle ich mich nach 4 Tagen Trekken nicht total erschöpft?“

#3: Gedanken zum Hamsterrad

Ist es nicht gruselig sich zu fragen ob man sich langweilen würde? Als ob man Angst hätte in welche Richtung die Gedanken gehen wenn man sie schweifen lässt. Und kann man seine Gedanken nicht steuern? Ich stelle eher fest, dass meine Gedanken jetzt da sie aus dem „Hamsterrad“ raus sind ruhig sind – calm. Entspannt.

Is life a long weekend (das Motto des W-Treks) oder lebt man dann wieder nur für die Wochenenden?

Let’s wander where you can lose and find yourself.

Dieser Blogartikel ist ein Auszug aus meinem (noch unveröffentlichten) Buch: Die 6 Herzen der Wanderlust: ¡Hola, Latinoamérica!

Highlight

Torres del Paine: W-Trek

  • Die Einsamkeit, die Stille, die Zeit mit den eigenen Gedanken und die wiedergewonnen Erkenntnis wie sehr ich die Berge mag

Länder

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Panama

 

 

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